5. Klopfskripte

„Vorgefertigte Klopfskripte“

... oder „Wenn das Fruchtfleisch im O-Saft hochgerührt wird“

Vor kurzem bekam ich eine Mail mit dem Hinweis, dass es zum Thema „Mobbing am Arbeitsplatz“ überhaupt keine Klopfanleitung gibt. Über alle möglichen Themen gäbe es doch sowas im Internet, aber zu ausgerechnet diesem Thema, an dem diese Frau gerade zu Knabbern hatte, gäbe es leider leider gar nichts – nur in englisch, und es sei ihr nur bedingt möglich, das dann zu verstehen. Ich schlug ihr vor, dass wir mal telefonieren.

Andrea (Name geändert) und ich trafen uns ein paar Tage später zu einem Telefontermin und ich bat sie, mir genau zu schildern, was ihr derzeitiges Problem sei.

Sie erzählte mir von ihrer Situation am Arbeitsplatz, dass sie dort von einigen Kolleginnen nicht gewollt sei und dass sie so gerne klopfen würde, aber nicht wüsste, wie sie die Sätze formulieren kann.

(Anmerkung am Rande: nicht zu wissen, wie man die Sätze formulieren kann oder die Angst, die Sätze „falsch“ zu bilden, ist eine der Schwierigkeiten, die mir bei Klientinnen und Klienten am häufigsten begegnet. Oft führt das dazu, dass Leute nicht anfangen, für sich selbst zu klopfen)

Ich bat sie: „Spür mal rein in deinen Körper. Was passiert, wenn du dir diese Kolleginnen vorstellst – dann, wenn du besonders merkst „die wollen mich nicht“. Ist es denn eine Kollegin ganz besonders?“

Andrea: „Oh ja, eine wollte mich von Anfang an nicht in der Abteilung haben.“

Ich: „Was macht diese eine Kollegin denn? Woran merkst du besonders, dass sie dich nicht haben will?“

Andrea: „Sie hat dann so einen ganz besonderen Blick.“

Ich: „Schaut sie dich dann direkt „so“ an?“

Andrea: „Ja.“

Ich: „Wenn du dir ihren Blick jetzt vorstellst – wo fühlst du das im Körper?“

Andrea: „Im Hals – da sitzt sowas wie eine Nuss.“

Ich: „Auf der Skala von 0-10 – wie doll fühlst du da diese Nuss, wenn du dir ihren Blick vorstellst?“

Andrea: „9.“

Also fingen wir an zu klopfen:

„Auch wenn ich diese Nuss in meinem Hals fühle, wenn ich mir den Blick meiner Kollegin reinziehe, nehme ich mich genauso an, wie ich bin.“ usw………

Andrea verstand jetzt schon, dass diese spezifischen Fragen, das genaue Hineinfühlen in ihren Körper, mit einem Klopfskript „von der Stange“ nicht möglich wäre.

Ich: „Ja, aber genau das ist soooo wichtig. Die Empfindung sitzt ja in deinem Körper, nicht in deinem Kopf. Mit Klopfskripten erzählst du dir bestimmt auch tolle und zutreffende Sachen, aber im Grunde rührst du die ganze Zeit das Fruchtfleisch im O-Saft nach oben und weißt am Ende nicht so richtig, was damit passiert.“

Nach zwei Runden Klopfen fragte ich sie, ob sie dieses Gefühl eigentlich von früher kennt und ob der Blick der Kollegin sie an jemand anderes erinnert. Nach kurzem Zögern sagte Andrea:

„Ja, meine Mutter und auch meine Oma hatten es drauf, mich so anzuschauen, wenn sie mir mitteilen wollten, dass ich nicht gut genug bin.“

……..um es jetzt abzukürzen: Sehr häufig hat ein unangenehmes Gefühl im Hier und Jetzt seinen Ursprung in einer ganz anderen Situation, die wir in unserer Vergangenheit erlebt haben und die wir noch nicht „verdaut“ haben. Der eigentliche Schmerz durch den Mangel an Anerkennung, Mangel an Liebe usw. stammt also von früher und wird durch ein jetziges Erlebnis angetriggert. Wir erinnern …oder besser: „etwas in uns“ erinnert das Ursprungserlebnis. Dadurch entsteht jetzt das gleiche unangenehme Gefühl wie damals, aber der Zusammenhang wird uns nicht sofort bewusst. Wenn wir klopfend da herangehen, kommen wir oft sehr schnell an die Wurzel und können natürlich sofort durch das Klopfen über die Akupunkturpunkte bewirken, dass das Ursprungsthema zur Ruhe kommt.

Andrea schrieb mir eine Nachricht:

„Tausend Dank! Es hat sich heute bei der Arbeit viel besser angefühlt!“

Impressum | Kontakt